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Gruppenbilder auf Hochzeiten

- Fluch meiner Existenz als Hochzeitsfotografin

Ich muss euch etwas beichten. Ich bin seit über 10 Jahren Hochzeitsfotografin, und ich hasse Gruppenfotos. Wie die Pest. Natürlich mache ich sie trotzdem für meine Hochzeitspaare, wenn sie Wert darauf legen. Aber Gruppenbilder sind definitiv nicht meine größte Stärke, und wenn sie für euch wirklich sehr wichtig sind, dann solltet ihr einen Fotografen buchen, der mehr darauf spezialisiert ist. Ich bin Fan von Quick & Dirty. Und ich steh dazu, denn ich möchte, dass ihr als Hochzeitspaar möglichst viel echte Quality Time am Hochzeitstag mit euren Gästen verbringen könnt und nicht nur stocksteif und gequält lächelnd neben euren Gästen stehend verbringt.

Natürlich habe ich trotzdem einige gute Ratschläge für euch, wie ihr das Beste aus den Gruppenbildern herausholen könnt.

6 Tipps für gute Gruppenbilder am Hochzeitstag

  1. Der beste Zeitpunkt

Meist werden die Gruppenbilder während des Sektempfangs gemacht. Der Vorteil ist, dass die anderen Gäste sich dann am Sektglas festhalten können und ihnen nicht ganz so langweilig wird. Allerdings hat den Nachteil, dass man häufig die einzelnen Personen, die auf ein Foto sollen, erst in der Menge suchen muss. Wenn Tante Erna und Onkel Heinz dann nach der Hochzeitstorte erst mal auf Verdauungsspaziergang sind, Trauzeugin Franziska ihr Kind stillt und Kegelbruder Kalle und seine Freundin “mal eben” weg gefahren sind, um ins Hotel “einzuchecken” *zwinkizwonki*, kann es ewig dauern, bis alle startklar fürs Foto sind. Und dann fällt Mutti erst, wenn alle anderen schon stehen ein, dass sie eben doch noch den Lippenstift nachziehen muss. In solchen Situationen kann sich die Gruppenfotosession schon mal als Stimmungskiller erweisen. Deshalb macht es Sinn, mit den wichtigen Personen und der Hochzeitsfotografin einen ungefähren Zeitpunkt zu vereinbaren, wann die Gruppenfotos gemacht werden, nach dem Motto: “Um 17 Uhr sind Gruppenfotos angesagt, bis dahin bitte nicht zu tief ins Glas schauen.”

  1. Gruppenfotos vor der Trauung

Wenn man keine Lust auf dieses Chaos während des Sektempfangs hat, dann ist eine gute Alternative, die wichtigsten Gruppenbilder, zum Beispiel mit der Familie und den Trauzeugen, vor der Trauung zu machen. Dann sind alle noch nüchtern, sauber und konzentriert und vor allem pünktlich. Meist ist man dann in einem Bruchteil der Zeit fertig und die Dadjokes halten sich noch in Grenzen. Meine definitive Empfehlung! So ist auch das nette Gruppenbild im Titel dieses Blogposts entstanden und Hundedame Fiene konnte Teil des Familienfotos sein. Die ganze Hochzeit findet ihr hier.

  1. Gruppenfotokonstellationen vorher festlegen

Schreibt im Vorfeld eine genaue Liste mit den Fotokonstellationen, die ihr euch wünscht. Da sollte dann auch nicht nur “Brautpaar mit Familie” oder “Brautpaar mit Freunden” stehen, sondern ganz genau namentlich, wer für euch dazu gehört. So gibt es am Hochzeitstag keine Verwirrungen und Diskussionen darüber, ob zur Familie auch Paten und/oder Cousins und Cousinen, Partner oder Partnerinnen gehören und ob die Mädels aus dem Kegelclub auch bei dem “Freundefoto” mit gemeint sind. Im besten Fall sieht das dann etwa so aus: 

  • Familie Braut & Bräutigam (Gudrun, Maxi, Hildegard, Ulrike, Bernd, Mareike, Alex, Josi, Helene, Ella)
  • Brautpaar mit Trauzeugen (Esther und Tim)
  • Braut mit Brautjungfern (Esther, Maxi, Nina, Morzi)
  • Bräutigam mit Jungs (Tim, Max, Michael)
  1. Weniger ist mehr

Fasst euch kurz. Nicht nur habe ich als Hochzeitsfotografin keine Lust auf Gruppenfotos, es ist auch für euch als Brautpaar anstrengend und langweilig für die Hochzeitsgäste. Ich gebe daher immer die Empfehlung, sich als Brautpaar auf 5-10 unterschiedliche Konstellationen zu beschränken. Klar kann man auch Bilder von jeder rechnerisch möglichen Konstellation machen, aber braucht es wirklich ein Bild vom Hochzeitspaar mit den Eltern der Braut, mit den Eltern des Bräutigams, eines mit den Geschwistern mit und eines ohne Partner, ein Bild nur von der Braut mit den Eltern des Bräutigams und vice versa? Oder reicht vielleicht auch einfach ein Bild mit der ganzen Familie? Überlegt euch einfach, welche Bilder ihr euch wirklich im Silberrahmen auf den Kaminsims stellen würdet.

  1. Wer soll aufs Foto?

Fühlt euch nicht verpflichtet, mit allen Gästen Gruppenbilder zu machen. Stellt ihr euch das das Bild auf den Kaminsims? Nein? Dann ist es doch viel schöner, die Zeit, die bei der Hochzeit für das Gruppenfoto drauf gehen würde, lieber mit den Menschen verbringen, denn Zeit ist ein knappes Gut als Brautpaar. Stellt euch vor, ihr habt 120 Gäste und wollt beim Sektempfang mit jedem Gast eine Minute reden. Für euch vergeht die Zeit dann schnell, aber für die Gäste können 2 Stunden beim Sektempfang irre lang sein. Meist ist es für die Gäste viel schöner, wenn es eine schöne Momentaufnahme von ihnen oder ihren Partnern gibt. Aber davon gibt es natürlich weniger, wenn ich die ganze Zeit mit langweiligen Gruppenbildern beschäftigt bin.

  1. Großes Gruppenbild mit allen – Muss nicht sein

Das große Gruppenbild mit allen Gästen steht für viele Brautpaare auf der Wunschliste. Ich frage mich immer, warum, denn wenn man 100 Gäste hat und das Bild auf Din A4 – Größe ausdruckt, dann sind die Gesichter meist trotzdem winzig und kaum zu erkennen. Oft ist es als Hochzeitsfotografin im Münsterland schwer, einen geeigneten Ort zu finden, denn viele Locations haben keine Außentreppen, was es schwierig macht, die Gäste so hinzustellen, dass man alle sieht. Und Menschen allen Alters haben die blöde Angewohnheit, dass sie wie in der Schule immer alle in die letzte Reihe wollen. Daher dauert es meist relativ lange, bis man die einzelnen Gäste überzeugt hat, dass man mit 1,50m Körpergröße vielleicht doch besser in der ersten Reihe und nicht ganz hinten steht. Deshalb bitte ich meine Hochzeitspaare immer, sich wirklich gut zu überlegen, ob sie das große Gruppenbild wirklich haben wollen, weil sie es sich in Zukunft oft ansehen werden oder es nur aufgeschrieben wurde, “weil man das so macht”. 

Aber ganz ehrlich, viel schöner und wertvoller als alle Gruppenbilder sind doch die spontanen, echten Momentaufnahmen. Je weniger Gruppenbildern wir machen, desto mehr Zeit haben wir alle – ich, ihr und eure Gäste – für echte Momente.

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